In Bayern respektive Nürnberg griffen am 27. April abgesehen von der Mundschutzpflicht erste Maßnahmen, die strikte Ausgangssperre im Zuge von Corona wieder ein wenig zu entlasten. Davor prägten tiefe Einschnitte in die Freiheit, viel Verzicht und vor allem Angst, Unsicherheit und Nervosität ob dieser noch nie dagewesenen Situation die vergangenen Wochen. Die Lage ist weiterhin ernst, dennoch sollte auch ein Blick über den Tellerrand geworfen werden. Und der offenbart die zweite Seite der Medaille: Die Covid-19-Pandemie wird zum Mutmacher und zum Startschuss, der Krise in Nürnberg auch Positives abzugewinnen.
Die Jagd nach Superlativen, Terminhatz, Egoismus und Styling-Fieber sind aktuell ein wenig in den Hintergrund gerückt. Die Welt drehte sich immer schneller und schneller, nun hat sie eine Vollbremsung eingelegt und steht mehr oder weniger still. Besinnung auf das Wesentliche, lange vor sich hergeschobene Projekte sowie die Achtung der (eigenen) Gesundheit und der Bedürfnisse der Mitmenschen treten in der fränkischen Metropole in den Vordergrund.
Das liegt auch daran, dass sich das Leben in Nürnberg derzeit vorwiegend in den eigenen vier Wänden abspielt. Quarantäne, Isolation und Homeoffice sind nur die Spitze des Eisberges. Abgesagte Großveranstaltungen sowie die Schließung vieler Geschäfte, der Hotels und Restaurants haben Auswirkungen, die Du deutlich wahrnimmst, wenn Du nur einen Blick aus dem Fenster wirfst: Durch die verringerte Mobilität sind die Straßen leerer, es fliegen kaum Flugzeuge am Himmel. Ein Lichtblick: Nicht nur wir werden entschleunigt, wir geben auch der Natur eine Verschnaufpause.
Aufatmen in Nürnberg?
Und das macht sich bereits in der Kürze der Zeit bemerkbar: Nach Angaben des Amtes für Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN) sowie des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) habe die Corona-Krise einen Einfluss auf die Luftqualität der Stadt. An den entsprechenden Messstationen, wie beispielsweise in der Von-der-Tann-Straße, führte diese zu einem Rückgang der in den letzten Jahren so häufig überschrittenen Stickstoffoxid-Werte.
Eine Welle der Solidarität schwappt auf Nürnberg über
Anstatt also im morgendlichen Berufsverkehr im Stau zu stehen und sich über die anderen Verkehrsteilnehmer zu ärgern, kannst Du getrost tief durchatmen und Dir, falls Du es ohnehin nicht schon gemacht hast, Gedanken um einen wesentlichen Punkt machen: Wie kann ich helfen?
In Franken entstanden Projekte, um hilflosen, alten und vom Virus besonders gefährdeten Mitmenschen sowie denjenigen, die in der Krise um ihre Existenz fürchten müssen, unter die Arme zu greifen. Hierbei war die Lösung nicht immer nur monetärer Natur: Zwar erfreuten sich Crowdfunding- und Spendenaktionen in Nürnberg ebenfalls größter Beliebtheit, doch vor allem Nachbarschaftshilfe, Einkaufsservice und Hilfsgruppen in sozialen Medien sorgten für eine Welle der fränkischen Nächstenliebe, Empathie und Solidarität.
Allerdings sind es nicht nur Einzelpersonen, denen vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt wird und werden muss. Es geht auch um spezielle Berufsgruppen.
Sie halten das öffentliche Leben am Laufen
Sie sorgen nämlich dafür, dass unsere Pakete weiterhin ihren Bestimmungsort erreichen, dass auf unseren Baustellen kein Stillstand herrscht. Sie sind dafür verantwortlich, dass Kinder von in anderen systemkritischen Berufen tätigen Eltern weiter betreut und unterrichtet werden, dass wir weiterhin einkaufen gehen können und dass unsere Kranken versorgt werden. Berufsgruppen, die nicht einfach ins Homeoffice wechseln können, sind nicht nur tagtäglich dem Risiko einer Infektion ausgesetzt, sie bekamen vor allem in der ersten Phase der Pandemie – Stichwort: Hamsterkäufe – das teils erschreckende Verhalten der Bevölkerung zu spüren. Das hat sich glücklicherweise gewandelt.
Es breitet sich die Erkenntnis aus, dass exakt diejenigen Berufe, die seit Jahrzehnten sowohl personell als auch finanziell stark vernachlässigt wurden, das wohl entscheidende Quäntchen an der Waage zwischen Chaos und Ordnung darstellen. Post- und Paketzusteller, Bauarbeiter, Erzieher, Einzelhandelskaufleute und Pflegekräfte stehen hier stellvertretend für all diejenigen, die das öffentliche Leben weiter am Laufen halten. Diese Menschen gehören entsprechend gewürdigt – eine Ansicht, die nicht nur in Nürnberg, sondern vielmehr in ganz Deutschland immer mehr Zuspruch findet und dementsprechend einen wohl entscheidenden und wichtigen Lichtblick dieser Krise darstellt.
Seelenfrieden im Wahren der Distanz
Es gibt aber auch kleine, ganz persönliche Positiv-Aspekte. Und die haben mit Distanz zu tun: 1,5 Meter Abstand – und das 3000-mal. Die Stadt Nürnberg geizte wahrlich nicht mit Hinweisschildern an öffentlichen Plätzen. Diese Schilder, die Ende April ausgedient und durch neu-designte Plakate ersetzt werden, sorgen in den überwiegenden Fällen für ein Bewusstsein, diese Schutzzone zu respektieren. Nach- und gleichgezogen haben Einzelhändler, Restaurants oder Imbisse mit Straßenverkauf. Überall hängen Hinweisschilder und kleben Markierungen auf dem Boden.
Und daraus leitet sich ein (zumindest subjektiv betrachtet) wahrlich positiver Nebeneffekt ab: Der innere Seelenfrieden des Autors, da die Abstandsmarkierungen an der Supermarktkasse verhindern, dass einem der/die drängelnde Hintermann/-frau den Einkaufswagen in die Hacken schiebt.
Was macht dir für die Zukunft Mut, welche positiven Aspekte nimmst Du aus dieser Krise mit? Schreibe uns eine Mail!