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StadtNürnberger Christkind Teresa Windschall im Interview

Teresa Windschall, das Nürnberger Christkind, im Interview auf dem Nürnberger Hauptmarkt.

Es ist amtlich: Nürnberg hat ein neues Christkind! Teresa Windschall ist 17 Jahre alt, geht noch zur Schule und hat eines der höchsten Ehrenämter der Stadt Nürnberg inne. Schon als kleines Kind war sie fasziniert von der Welt des Christkindes. Heute darf Teresa selbst das goldene Sternengewand tragen und Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

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Wir haben Teresa auf eine Tasse Kinderpunsch am Hauptmarkt getroffen und mit ihr über ihr neues Amt und die aufregende Zeit gesprochen.

Hinweis: Leider wurde ein Tag nach dem Interview erneut coronabedingt das Aus aller Christkindlesmärkte in Bayern verkündet. Darunter fällt auch der Nürnberger Christkindlesmarkt, für den die Vorbereitungen schon auf Hochtouren liefen.

Doch auch wenn das Weihnachtsfest erneut ohne unsere geliebte Tradition stattfinden muss: mit dem Nürnberger Christkind können wir zumindest mit einem Funken Normalität auf eine besinnliche Weihnachtszeit blicken. Ein Interview, welches wir euch nicht vorenthalten möchten.

Du willst Teresa Windschall, das Nürnberger Christkind, noch besser kennenlernen? Lies unser Porträt über sie.

Vor einigen Wochen bist du zum Christkind gewählt worden. Jetzt geht es mit den Terminen los. Wie bereitest du dich auf sie vor?

Sehr unterschiedlich. Klar, manchmal muss man sich vorher etwas anschauen oder sich etwas überlegen. In einer Woche zum Beispiel ist die Eröffnung, den Prolog habe ich da schon gelernt. Aber sonst mache ich alles recht spontan und intuitiv. Man hat gar nicht die Zeit, sich vorher alles zu überlegen. Das ist aber auch gar nicht das, was wichtig ist.

Warum hast du dich als Christkind beworben?

Alle sagen immer: “Das war schon immer mein Traum.” Ja, das war es auch bei mir. Aber mir ist vor allem über das letzte Jahr noch einmal klar geworden, dass es nicht nur um die Bedeutung für die Stadt geht, die ich sehr liebe. Sondern ich will den Menschen etwas zurückzugeben. Dieses Gefühl, das einem das Christkind früher gegeben hat.

Also war das Christkind schon immer dein Vorbild?

Das Christkind war schon immer mein Idol. Ich habe immer versucht, jeden Termin wahrzunehmen, wo man das Christkind sehen konnte und auch jedes Jahr brav meinen Wunschzettel abgegeben

Das Nürnberger Teresa Windschall auf dem Hauptmarkt.

Warst du immer auf dem Christkindlesmarkt und hast dir die Eröffnung angeschaut?

Genau. Ich bin auch mit dem Christkind Karussell gefahren. Das war für mich schon immer total besonders. Für mich war es ein Schock, herauszufinden, dass es das Christkind so gar nicht gibt.

Ein zerstörter Kindheitstraum.

Ja (lacht)! Der Schock aber hat nicht so lange angehalten, das Nürnberger Christkind gibt es ja wirklich. Als ich erfahren habe, dass man selbst Christkind werden kann, wollte ich es natürlich sofort selbst werden.

Wann hast du es denn herausgefunden?

So in der dritten Klasse. Hätte man sich mit 9 bewerben können, hätte ich es gemacht.

Was ist die Altersvorgabe?

Man muss zwischen 16 und 19 sein, deswegen musste ich ein bisschen warten

Jetzt hast du das Alter ja erreicht. Nimm uns mit auf den Bewerbungsprozess, wie können wir ihn uns vorstellen?

Der Prozess ist weder recht kompliziert noch total einfach. Man muss am Anfang einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben bis zu einer bestimmten Frist abgeben. Dann wird man die nächsten Tage informiert, ob man unter den ausgewählten 12 ist, die der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das ist total spannend. Da war ich wirklich richtig aufgeregt. Man kann es nicht einschätzen, wie viele sich bewerben und wie gut man selbst ist.

Aus allen Bewerbungen werden 12 ausgewählt?

Ja! Dann war ich unter diesen 12 und dann geht es mit der Arbeit richtig los. Dann muss man Stimmen sammeln und Menschen für sich gewinnen. Die sechs mit den meisten Stimmen kommen weiter. Das Christkind wird von allen Nürnbergern mitgewählt. Das war sehr aufregend, man wusste nie, ob ich schon genug Stimmen habe. Das ging sowohl online als auch auf Zetteln. Bis zu einem Donnerstag mussten wir dann diese Zettel abgeben. Noch am gleichen Tag, das wusste ich aber gar nicht (lacht), wurde uns erzählt, ob wir in der nächsten Runde sind. Abends um 20.00 Uhr habe ich den Anrufbeantworter abgehört.

Und?

Da klang es aber na ja nicht so gut und es hieß, ich soll mich doch nochmal melden. Ich habe versucht, alle möglichen Nummern anrufen. Aber abends gehen nicht mehr so viele Menschen ran. Irgendwann habe ich es geschafft und mir wurde gesagt, dass ich eine Runde weiter bin. Das war erstmal eine rießen Erleichterung. Danach habe ich angefangen, das Gedicht und den Prolog zu üben.

Dann kamst du unter die besten Sechs.

Ja, am Tag der Wahl lernt man dann die anderen fünf kennen, da war ich sehr aufgeregt. Ich habe mich gefragt; Habe ich überhaupt eine Chance. Am Anfang fühlt es sich so an: “Ich habe gewonnen, ich bin unter den letzten sechs.” Da sind dann natürlich noch fünf andere Mädchen

Das Nürnberger Teresa Windschall auf dem Hauptmarkt.

Was hast du dir gedacht, als du deine Konkurrenz gesehen hast?

“Die anderen können es sicherlich genauso gut wie ich.” Ich habe aber zu mir gesagt: Das ist eine Chance, komm runter, vielleicht schaffst du es. Wenn nicht, dann hast du mal bei sowas mitgemacht und Erfahrungen gesammelt. Dieses Gedicht und den Prolog vor einer Jury aufzusagen, ist eine Erfahrung fürs Leben. Mit dem Stress und den Vor-Interviews klarzukommen, auch.

Am Ende konntest du dich aber durchsetzen. Warum hat sich die Jury für dich entscheiden?

Sowas entscheiden auch die Menschen in der Jury vom Bauchgefühl her. Sie können ja nach einem halbstündigen Gespräch nicht einschätzen, ob man ein gutes Christkind wird. Ich denke, ich habe die Offenheit gezeigt, die ich den Menschen auch als Christkind zeigen möchte.

Versetz dich in den Moment zurück, als dir gesagt wurde, dass du das neue Christkind bist. Was hast du gefühlt?

Ich konnte es wirklich kaum glauben. Ich weiß noch, dass ich mich während der Entscheidung gar nicht richtig als Teil der Szenerie gefühlt habe. Ich war da in meiner eigenen Welt. (lacht) Ich hab wirklich nicht damit gerechnet. Ich war dann sehr überrascht und überwältigt und konnte es gar nicht richtig greifen. Ich dachte mir die ganze Zeit, ob das hier jetzt wirklich passiert. Auch während den ersten Interviews hat sich alles noch wie ein Traum angefühlt.

Wie hat dein Umfeld auf die Nachricht reagiert?

Tatsächlich habe ich von meinem privaten Umfeld, außerhalb Social Media, nur positive Rückmeldung bekommen. Auch von Menschen, bei denen ich gar nicht gedacht hätte, dass sie an mich denken. Das war überwältigend. Meine Freunde sind auch alle super stolz auf mich. Mit so viel Unterstützung habe ich gar nicht gerechnet.

Du hast Social Media jetzt explizit nicht erwähnt. Wie waren denn da die Reaktionen?

Auch weitgehend positiv. Ich hab mir die Kommentare aber größtenteils gar nicht durchgelesen. Von Freunden habe ich natürlich gehört, was über mich so geschrieben wurde. Da sind immer ein paar unnötige Kommentare dabei. Ich werde nie das optimale Christkind aller sein können und das ist auch gar nicht mein Anspruch. Ich glaube, dem kann man gar nicht gerecht werden.

Du hast vor wenigen Tagen das erste Mal dein neues Kostüm anprobiert. Wie war das für dich?

Wenn ich mir jetzt Fotos ansehe, frage ich mich “bist du das wirklich?” (lacht) Ich erkenne mich in dem Moment gar nicht und fühle mich auch nicht, wie ich selbst. Das war der erste Moment, in dem ich wirklich gemerkt habe: “Du bist jetzt das Christkind”. Alles andere war mir plötzlich total egal. Es war unbeschreiblich und lässt sich kaum in Worte fassen. Ich freu mich schon total darauf, das Ornat wieder anzuziehen.

Das Nürnberger Teresa Windschall auf dem Hauptmarkt.

Wie oft wirst du denn das Kostüm nun anziehen?

Es ist jetzt im Dezember meine Arbeitskleidung. Also um die 100 Mal.

Wie sehen denn deine kommenden Wochen aus?

So ganz lässt sich das dieses Jahr natürlich leider nicht sagen. Es findet sehr viel draußen in Gärten statt, wenn ich Kindergärten oder Seniorenheime besuche. Obwohl wir mehr Abstand halten müssen und vieles etwas anders ist, freue ich mich trotzdem total drauf. 

Man merkt natürlich die Corona-Pandemie, oder

Ja, total. Natürlich bin ich da etwas traurig, dass nicht alles so stattfinden kann, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Aber ich bin froh, dass manches überhaupt stattfindet und ich das Amt des Christkinds öffentlich – außerhalb sozialer Netzwerke – ausüben kann. So kann ich den Menschen trotzdem eine persönliche Botschaft überbringen.

Du bist erst 17 Jahre alt, gerade in der Oberstufe und arbeitest auf dein Abitur hin. Aber: Als Christkind hat man jede Menge Stress. Wie vereinbarst du das mit der Schule?

Das ist nicht so einfach. Gerade die letzten Wochen haben sich angefühlt wie Schule und Arbeit gleichzeitig. Den Stress nehme ich aber gerne in Kauf. Das schöne Gefühl überwiegt.

Im Dezember bin ich von der Schule freigestellt. Das ist natürlich auch nicht einfach, aber meine Freunde unterstützen mich und schicken mir den Unterrichtsstoff. Die Klausuren hole ich dann im Januar nach.

Lass uns einen Blick auf die anstehende Vorweihnachtszeit werfen. Wie hättest du diese besondere Zeit verbracht, wenn du nicht Christkind geworden wärst?

Ich wäre trotzdem, falls es Corona nicht geben würde, auf den Christkindlesmarkt gegangen und hätte mir den Prolog auf der Frauenkirche angehört. Ich hätte Plätzchen gebacken, einen Adventskranz gebastelt oder einfach einen Weihnachtsfilm geschaut. Vielleicht schaff ich es ja trotzdem noch, irgendwas zu backen. (lacht)

Was war dein schönstes Erlebnis beziehungsweise dein schönster Moment an Weihnachten bisher?

Ich verknüpfe Weihnachten nicht mit einem besonderen Erlebnis, sondern mit einem Gefühl. Ein irgendwie magisches Gefühl, wie Geburtstag für alle. Jeder findet für sich heraus, was wirklich wichtig im Leben ist und hat diese frohe und hoffnungsvolle Stimmung. Diese Weihnachtsbotschaft ist für mich auch am Christkind-Sein das Wichtigste.

Das Nürnberger Teresa Windschall auf dem Hauptmarkt.

Was gefällt dir besonders daran, Christkind zu sein?

So richtig war ich bis jetzt noch nicht das Christkind, deswegen kann ich das noch gar nicht so richtig sagen. Fragt mich das in einem Jahr nochmal. (lacht) Aber für mich wird das schönste der Kontakt zu den Menschen sein, in jeglicher Form.

Für zwei Jahre bist du nun im “Amt”. Was ist dein Tipp an alle, die mal Christkind werden wollen?

Bewerbt euch einfach und zögert nicht zu lang. Seid euch aber sicher, dass ihr es wirklich werden wollt. Ich werde die Energie und diese Freude später brauchen, um das alles zu schaffen. Ich freu mich über jeden, den ich dann in zwei Jahren bei der Vorauswahl als Bewerber sehe.

Du willst Teresa Windschall, das Nürnberger Christkind, noch besser kennenlernen? Lies unser Porträt über sie.