Wippender, gurrender Gang, stets auf der Suche nach etwas essbarem, häufig in Rudeln unterwegs – was nach dem Teaser einer spannenden Tierdokumentation klingt, wurde zu einem ernsthaften Problem in Deutschlands Großstädten sowie auf der ganzen Welt. Die Rede ist von Tauben.
Sie werden verjagt, angegriffen und ausgegrenzt, gelten mittlerweile sogar als Die Ratten der Lüfte. Auch Nürnberg ist das Zuhause unzähliger Tauben geworden. Ich persönlich habe kein Problem mit ihnen und kann den tiefen Hass auf die friedlichen grauen Vögel nicht nachvollziehen. Schließlich ist es doch eine Vogelart wie jede andere, oder nicht?
Die Anfänge
Lange galt die Taube als Freund der Menschen. Schon die Ägypter, Julius Cäsar oder Hannibal nutzten die Tiere, um Nachrichten und wichtige Botschaften zu versenden. Tauben sind besonders heimattreu und können durch ihr erstaunliches Orientierungsvermögen selbst über hunderte Kilometer Entfernung zurück zu ihrem Zuhause finden.
Stadttauben wie wir sie heute kennen halten sich größtenteils in Innenstädten auf, in der Nähe einer zuverlässigen Futterquelle. Der Mensch und die Abfälle die er hinterlässt sind die Hauptfutterquelle der grauen Vögel und Grund dafür, warum diese sich so explosionsartig ausbreiten konnten. Langsam aber sicher entstand purer Hass gegenüber den harmlosen Tieren, welcher sich heute in der Gesellschaft mehr verfestigt hat, denn je. Die Ursache liegt in einer Reihe an Problemen begründet.
Das Fortpflanzungsproblem
Ein großes Problem und Ursache für die Überpopulation der Tauben in unseren Innenstädten ist deren rasante Fortpflanzung. Jegliche Eindämmungsmaßnahmen in der Vergangenheit scheiterten. Vergiftungsversuche, die Verfütterung von Verhütungsmitteln sowie die Ansiedlung von Wanderfalken als Fressfeinde oder mechanische Mittel wie Gitter und Nägel sind nur eine Handvoll davon. Dass einige davon aus Tierschutzsicht sehr bedenklich sind, interessiert nur wenige. Es sind ja nur Tauben.
Unschöne Hinterlassenschaften
Wo sich Tauben ansammeln, bleiben häufig auch ihre Hinterlassenschaften zurück. Taubenkot ist aggressiv, befällt ganze Gebäude und zwingt die Städte zu teuren Sanierungsmaßnahmen. Dass Tauben Überträger von Krankheiten sind, ist dabei jedoch nur ein hartnäckiger Mythos. Von Tauben gehen keine größeren Gesundheitsrisiken aus, als von anderen Vogelarten.
Sicher sind die Kot-Verschmutzungen ein unschönes Problem, dennoch meiner Meinung nach kein Freifahrtschein um diese Tiere zu quälen.
Tierquälerei
Denn genau das ist das Problem. Immer wieder werden verletzte und gequälte Tauben gefunden. Mit Imbissgabel im Rücken, Büroklammern im Auge, durchbohrt mit Blasrohrpfeilen oder schlimmer. Menschen finden Gefallen daran, ihre Wut an den Tieren auszulassen. Schließlich hasst jeder Tauben.
Eine Lösung für das Problem?
Viele Städte setzen mittlerweile auf sogenannte Taubenstationen. Dabei werden Tauben eingefangen und an die Stationen durch Futter gewöhnt. Tauben kehren dann immer wieder zu dieser Station zurück, wobei dabei eine gezielte Geburtenkontrolle vorgenommen werden kann. Eier werden ganz einfach durch Plastikattrappen ersetzt und eine rasche Fortpflanzung zumindest in Teilen verhindert.
Sicher erzielen Stationen wie diese oftmals nicht den gewünschten Effekt, jedoch ist es zumindest ein guter und tierfreundlicher Ansatz.
Tauben in Nürnberg
Auch in Nürnberg tummeln sich Tauben in einigen Hotspots. Wer die Innenstadt betritt, trifft unweigerlich auch auf die gurrenden Vögel. Das Füttern von Tauben wird dabei mit einem Bußgeld von mindestens 50€ bestraft. Ausnahmen wurden hier zumindest während Corona-Zeiten gemacht, als den Tauben durch die fehlenden Innenstadt-Besucher und geschlossenen Gastronomien der Hungertod drohte.
Von dem Konzept der Taubenstationen ist Nürnberg bisher noch nicht überzeugt und lehnte Vorschläge wie diese ab. Gegenüber neuen Konzepten sei die Stadt jedoch offen.
Wir sollten mehr Toleranz gegenüber Tauben zeigen. Es ist nicht fair, diese mit Hass zu bestrafen und zu quälen. Schließlich handelt es sich bei der Taubenplage um ein von Menschen verursachtes Problem. Tauben wird es dadurch in Städten wie Nürnberg wohl zukünftig immer geben. Es ist klar, dass langfristig eine Lösung für die Probleme gefunden werden muss. Tierschützer und Stadträte arbeiten daran. Bis dahin können wir einfach weiterhin mit den Tieren koexistieren. Ein wenig gehören diese ja auch zum Stadtbild dazu.
Ein Appell
Auch wenn ich ein Taubenfreund bin, ist es abschließend an dieser Stelle trotzdem wichtig zu erwähnen, dass mit einer Fütterung der Tauben niemanden geholfen ist. Derzeit finden Tauben genug Futter. Durch eine gezielte Fütterung mit teilweise nicht artgerechten Lebensmitteln werden die Tiere eher krank. Und überdenke doch noch einmal deinen Hass gegenüber diesen Tieren. Schließlich sind es Vögel wie jede andere, für dessen Verbreitung hoffentlich bald eine gute Lösung gefunden wird.