In der dritten Klasse erfährt Teresa Windschall, dass es das Christkind gar nicht gibt. Lang angehalten hat der Schock nicht, denn „das Nürnberger Christkind gibt es schließlich wirklich.“, sagt sie. Dass sie einmal in genau diese Rolle schlüpfen darf, hätte sie sich damals nicht erträumen lassen.
Teresa Windschall trägt seit 2021 das Amt des Nürnberger Christkindes inne. Wir haben sie zu unserem Nürnberger Kaffeeklatsch getroffen und durften sie besser kennenlernen.
Ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht
Als ich erfahren habe, dass man selbst Christkind werden kann, wollte ich es sofort werden!
Teresa Windschall
“Hätte man sich schon mit neun bewerben können, hätte ich es gemacht”. Das Nürnberger Christkind muss aber zwischen 16 und 19 Jahre alt sein, so die Voraussetzung. Als Teresa das Alter endlich erreicht, bewirbt sie sich. Sich einen Kindheitstraum zu erfüllen, war jedoch nicht Teresas einzige Motivation.
Gerade in den letzten Jahren hat Teresa gemerkt, wie wichtig es ist, Menschen etwas zurückzugeben. “Ich möchte ihnen das gleiche Gefühl geben, was mir das Christkind früher gegeben hat.”
So wird das Christkind ausgewählt
Für die Wahl zum Christkind steht den Bewerberinnen dabei ein mehrstufiger Auswahlprozess bevor. Zuerst müssen sie ein Motivationsschreiben und einen Lebenslauf schreiben. Daraus werden zwölf junge Frauen ausgewählt und der Öffentlichkeit vorgestellt. “Da war ich wirklich richtig aufgeregt. Man kann nicht einschätzen, wie viele sich bewerben und wie gut man selbst ist”, sagt Teresa.
Für die letzten zwölf Bewerberinnen geht die Arbeit dann erst richtig los. Sie müssen Stimmen sammeln und möglichst viele Menschen für sich gewinnen. Die sechs Kandidatinnen mit den meisten Stimmen kommen weiter und dürfen den bekannten Prolog vor einer Jury aufsagen. Für Teresa hat sich das schon wie ein Sieg angefühlt. “Dieses Gedicht und den Prolog vor einer Jury aufzusagen ist eine Erfahrung fürs Leben.”
Als sich die Jury schließlich für Teresa entscheidet, dauert es eine Weile, bis sie es realisieren konnte. “Ich war sehr überrascht und überwältigt und konnte es gar nicht richtig greifen”, sagt Teresa. Warum sich die Jury für Teresa entschieden hat? “Ich denke, ich habe die Offenheit gezeigt, die ich den Menschen auch als Christkind zeigen möchte.”
Überwältigende Reaktionen
Von ihrem privaten Umfeld bekommt Teresa durchweg positive Rückmeldung. “Mir haben ganz viele Menschen geschrieben. Bei vielen hätte ich gar nicht daran gedacht, dass sie an mich denken. Das war überwältigend”, erzählt sie.
Von Social Media hält sie sich größtenteils fern. “Ich werde nie das optimale Christkind von allen sein können und das ist auch gar nicht mein Anspruch. Ich glaube, dem kann man gar nicht gerecht werden.”
Ein voller Terminkalender
Der Dezember ist für Teresa alles andere als entspannt. Seit der Eröffnung des Christkindlesmarkt stehen bis Weihnachten fast 200 Termine für sie an – darunter Besuche in Seniorenheimen, Kindergärten und sozialen Einrichtungen. Im letzten Jahr waren es coronabedingt knapp halb so viele.
Alles andere war mir plötzlich total egal. Es war unbeschreiblich und lässt sich kaum in Worte fassen.
Teresa Windschall, als sie das erste Mal ihr Kostüm anprobiert
Zwischen Terminen und Schulbank
Außerhalb ihres Amtes als Christkindes macht Teresa gerade ihr freiwilliges soziales Jahr am Nürnberger Klinikum und versorgt dort alte und kranke Menschen. Danach würde die 18-Jährige gerne Medizin studieren. Schichtdienst und Christkind sein, ist eine Herausforderung. “Den Stress nehme ich aber gerne in Kauf. Das schöne Gefühl überwiegt”, sagt Teresa. Eben ein echter Kindheitstraum.
Geburtstag für alle
Für Teresa ist Weihnachten schon immer etwas besonderes, fast schon magisches. „Es fühlt sich an wie Geburtstag für alle.“ Genau das möchte sie ausstrahlen – eine hoffnungsvolle und besinnliche Stimmung, in der für eine kleine Weile alles ruhig um einen ist und nur die wichtigen Dinge zählen.