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StadtNürnberger Bratwurst: Das ist ihre historische Vergangenheit

Nürnberger Rostbratwürste auf einem Grill.

Sie ist klein. Knusprig. Exakt 25 Gramm schwer und wohl eines DER Wahrzeichen unserer beliebten fränkischen Stadt: die Nürnberger Rostbratwurst. Ich, Isabell, Redakteurin von deinNämberch und gebürtige Nürnbergerin, kenne die legendäre Bratwurst natürlich. Hin und wieder esse auch ich sie gerne, als stadtbekannte “3 im Weggla”. Dass die Bratwurst eine lange und historische Vergangenheit hat, war sogar mir neu.

Was steckt hinter unserer historischen Nürnberger Bratwurst? Ich bin der Sache auf den Grund gegangen und habe bei meiner Recherche mal ganz von vorne angefangen.

Der Rostbratwurst-Hype

Die Google-Ergebnisse der Nürnberger Rostbratwurst bestätigen den Ruf unseres Wahrzeichens. Rund 105.000 gibt es davon. Die Bratwurst hat eine eigene Website und einen Imagefilm. Einen Schutzverband, der es sich zur Aufgabe macht, die Bekanntheit der Wurst zu wahren. Seit Neuestem sogar eine nach ihr benannten Gasse. Und als wäre das noch nicht genug, wurde noch etwas weiteres, ganz besonderes eröffnet: ein Bratwurstmuseum.

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So viel Wirbel um eine einfache Bratwurst? Da muss wirklich Geschichte dahinter stecken.

Eine kleine Zeitreise

Der Ursprung führt uns zurück ins Jahr 1313. Schon damals war die Bratwurst eine beliebte Tradition unserer fränkischen Stadt. Nur spezialisierte Schweinemetzger waren damals befugt, die Bratwurst herzustellen. Diese wurden dann streng auf ihre Rezeptureinhaltung, ihre Struktur, ihre Fleischzusammensetzung und ihren Wassergehalt hin geprüft. Was mit den minderwertigen Würstchen passiert ist? Die sind in der Pegnitz gelandet.

Der Nürnberger Hauptmarkt im 15. Jahrhundert

Aber: Die Nürnberger Bratwürste waren nicht schon immer so klein. Um 1497 gab es eine Nürnberger Metzgerverordnung, welche 1497 Preis und Größe der Bratwürste vorschrieb.

Als aber im 16. Jahrhundert der Preis für Fleisch drastisch in die Höhe ging, wurde extra für die bekannte Nürnberger Wurst eine Ausnahme gemacht. Die Größe durfte kleiner werden, um die Qualität weiterhin gewährleisten zu können. Die Einhaltung der legendären Rezeptur wurde weiterhin strengstens überwacht. Schließlich hatte die Rostbratwurst mittlerweile einen Ruf zu verlieren!

Goethe und die Nürnberger Rostbratwurst

Die Nürnberger Bratwurst war bis weit über die Stadtmauern bekannt. Es wurde weit hergereist, um sich in den bekannten Nürnberger Bratwurstküchen zu treffen und die Wurst zu probieren, von der jeder sprach. Die Würste wurden sogar deutschlandweit versendet. Kein geringerer als Goethe war es, der sich die Bratwurst per Eilpost nach Weimar senden ließ.

Die Nürnberger Rostbratwurst überlebte den ersten und schließlich auch den zweiten Weltkrieg. Nürnberg wurde wieder aufgebaut – mit der Stadt auch bekannte Bratwurstküchen wie das Bratwurstherzle.

1998 wurde schließlich der Schutzverband Nürnberger Rostbratwürste e.V. gegründet. So wie es sich für ein echtes Wahrzeichen eben gehört.

Ein Schutzsiegel für eine Bratwurst

Seit 2003 ist die Bezeichnung “Nürnberger Rostbratwürste” übrigens geschützt. Das Europäische Schutzsiegel bestätigt, dass alle Rostbratwürste unter dieser Bezeichnung im Stadtgebiet Nürnberg nach festgeschriebener Rezeptur hergestellt wurden. Dieses Siegel macht unsere Bratwurst zur ersten Bratwurst der Welt mit einer geschützten Herkunftsspezialität. Hammer, oder?

Nürnberger Bratwurst-Verkauf in der Innenstadt. Natürlich mit Siegel!

Die bekannten “3 im Weggla” wurden während des Christkindlesmarktes erfunden – und erhielten dafür den sechsten Nürnberger Bratwurstpreis. Ja, richtig gehört. Es gibt einen Bratwurstpreis in Nürnberg.

Eine ganz besondere Rezeptur

Die Größe der Bratwurst ist natürlich nicht die einzige Besonderheit unserer unverwechselbaren Bratwurst. Ausgangsmaterial der Wurst ist grob entfettetes Schweinefleisch. Abgedreht werden sie in in einem engen Schafsaitling (Dünndarm des Schafes). Wo der unverwechselbare Geschmack herkommt? Von einer speziellen Majoran-Gewürzmischung. Mehr ist nicht bekannt. Die genaue Gewürzmischung wird besser behütet als jede Burg.

Genau diese Rezeptur ist in Schutzsiegel der Nürnberger Rostbratwurst festgeschrieben. Also immer schön auf das Siegel achten!

Das Schutzsiegel der Nürnberger Bratwurst! (©Schutzverband Nürnberger Bratwürste e.V.)

Die Größe der Bratwurst

Gerade einmal einen Finger ist sie lang, unsere geliebte Rostbratwurst. Und gerade mal 25 Gramm schwer. Dabei werden als Ursache nicht nur die steigenden Fleisch-Preise im Mittelalter genannt.

Laut einer Anekdote wurde die kleine Bratwurst von Wirthen erfunden, um die Sperrstunde zu umgehen. Für Wirthe war es deshalb super praktisch, kleine Bratwürste zu haben, um selbst nach 20 Uhr ihre Gäste durch’s Schlüsselloch hindurch zu versorgen.

Eine weitere Theorie besagt, dass Gefangene in den Nürnberger Lochgefängnissen mit Bratwürsten versorgt wurden. Dafür wurden von Lochwirthen extra kleine Löcher in die Wand gebohrt. Daher auch der Name: Lochgefängnisse.

Die originalen Nürnberger Rostbratwürste (rechts im Bild)

Eine amüsante Geschichte ist an dieser Stelle die des Richters und Ratsherren Hans Stromer. Dieser wurde 1554 aufgrund frevelhaftem Gerede lebenslänglich in einen Schuldturm eingesperrt. Als Mitglied einer Patrizierfamlie hatte er jedoch einen Wunsch frei. Freilich hatte sein Wunsch etwas mit der Nürnberger Bratwurst zu tun. Er wünschte sich, jeden Tag zwei davon essen zu dürfen. So kam er während seiner 37-jährigen Haftzeit auf etwa 28.000 Bratwürste. Es scheint, als hätte es sein Leiden zumindest etwas erträglicher gemacht.

So amüsant die Geschichten doch sind – am wahrscheinlichsten für die kleine Größe unserer Rostbratwürste sind dann wohl doch die steigenden Fleisch-Preise im Mittelalter.

Die Bratwurst heute

Ob im Weggla, im Sauerkraut, Meerrettich oder einfach nur einer Portion Senf: der Hype um die Nürnberger Rostbratwurst ist definitiv gerechtfertigt.

Heute gibt es sechs Bratwurstküchen in der Stadt: das „Bratwursthäusle“, „Bratwurströslein“, „Bratwurstglöcklein“, „Bratwurstherzle“, „Zum Gulden Stern“ und und „Goldenes Posthorn“. Wer also echte Bratwurst-Kultur erleben möchte, sollte dort mal auf eine leckere Nürnberg Rostbratwurst vorbei schauen.

Die Rostbratwürste sind ein Grund mehr, unsere Stadt mit all seinen Geschichten und Delikatessen zu lieben. Noch mehr Spannendes habe ich übrigens im Bratwurstmuseum erfahren.