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StadtKommentar: Warum E-Scooter in Nürnberg unnötig sind

voi roller in Nürnberg

VOI, Lime, Tier & Co. – vor gut zwei Jahren wurden die E-Scooter offiziell für den Verkehr zugelassen. Gefühlt über Nacht schleusten sich die Elektro-Flitzer invasionsartig nach Nürnberg ein. Der Roller-Hype schoss durch die Decke. Erst ein Anbieter, dann zwei, dann drei. Jetzt stehen sie an gefühlt jeder Ecke.

Sind die Roller wirklich so umweltfreundlich und praktisch wie jeder behauptet? Meiner Meinung nach: nein. Sie nerven, belästigen den Straßenverkehr und sorgen für Chaos. Nürnberg kann auf den Hype getrost verzichten.

E-Roller im Check

Die Elektroroller darf jeder fahren, der mindestens 14 Jahre alt ist. Ein extra Führerschein ist dafür nicht notwendig. Die Bauweise sowie die Geschwindigkeit der Roller ist bei jedem Anbieter aufgrund der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung nahezu identisch. Maximal 20 Stundenkilometer dürfen sie fahren. Damit sind die Scooter offiziell auf Radwegen zugelassen. Falls keiner vorhanden, muss auf die Straße ausgewichen werden. 

Auf Gehsteigen sind die Scooter offiziell nicht erlaubt. Jedoch scheint es bei diesen Regelungen noch Verwirrungen zu geben – oder es ist den Rollerfahrern schlichtweg egal. Schließlich blieb es kein Einzelfall, dass so mancher sich mit seinem E-Scooter sogar auf eine Autobahn begab. Fahrlässig für alle Parteien. 

Auch abgestellt werden die Roller, wo es den Fahrern gerade passt. Zwar gibt es vorgegebene Abstellgebiete und Regeln. Daran halten? Tun sich natürlich nicht alle.

Einige Differenzierungsmerkmale zwischen den Anbietern gibt es trotzdem. So unterscheiden sie sich in ihrer Batteriekapazität, in ihrem Bremsweg sowie in ihrer Displayanzeige. Auch die Preise schwanken von etwa 15 cent bis zu 25 cent pro Minute, hinzu kommt die Grundgebühr. 

Welcher Roller denn nun das beste Preis-Leistungs-Verhältnis mitbringt, zeigen zahlreiche Tests im Internet.

Ein sicheres Business?

Dass sich die Roller-Anbieter in Deutschland von einem auf bis zu sieben Anbietern erweitert haben, spricht für ein funktionierendes Business. Viele Startups erkannten ihre Chance, faule Fußgänger mit einem modern aussehenden und als umweltfreundlich beworbenen Fortbewegungsmittel zu locken. Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sprach sich zu Beginn der Scooter-Welle positiv über den neuen Roller-Hype aus und betitelte sie als eine “echte Alternative zu Autos”, mit “enormen Zukunftspotential”.  

Nach einer Einschätzung von Jens Hilgenberg vom Umweltverband BUND kann zumindest im Verleihbetrieb nicht von Umweltfreundlichkeit gesprochen werden. Dafür seien die Roller zu oft nach nur wenigen Monaten Nutzung kaputt. Hinzu kommt der unsorgfältige Umgang einiger Mitmenschen mit den Rollern. Gerade hier in Nürnberg kann oft beobachtet werden, wie sie mit leerem Akku lieblos ins Gebüsch geschmissen werden. Auch in der Pegnitz landen die Scooter regelmäßig. 

Zudem ist fraglich, ob E-Scooter wirklich den Autoverkehr wie gewünscht entlasten. Es kann davon ausgegangen werden, dass lediglich die Nutzergruppe der Fahrradfahrer oder Fußgänger von dem Roller-Angebot angesprochen wird.

Wie sicher sind die E-Scooter wirklich?

Letztlich ist es auch wichtig der Frage auf den Grund zu gehen, wie sicher die Roller eigentlich für den Straßenverkehr sind. 

Für die Scooter gilt eine Promillegrenze von 0,5. Für Fahranfänger unter 21 Jahren oder Fahrer in der Probezeit gilt sogar ein striktes Alkoholverbot. Bei Verstößen drohen Geldstrafen und eine Entziehung des Führerscheins.  

Inwieweit sich Nürnbergs Bürger daran halten, diese Promillegrenzen nicht zu überschreiten, bleibt fraglich. Auch nachts sind die E-Scooter-Fahrer auf den Straßen anzutreffen. Dass man seinen Alkoholwert selbst auch gerne mal unterschätzt, ist bekannt. Jedoch wurden die Promillegrenzen für die E-Scooter bewusst gewählt. Be- oder angetrunken E-Scooter zu fahren, ist fahrlässig.

Meine Bilanz

Halten wir fest: Die Umweltfreundlichkeit der Scooter stimmt nur zum Teil. Auch wenn die Technologie der Roller kontinuierlich dahingehend verbessert wird, sie langlebiger zu machen – der gewissenlose Umgang mit fremden Eigentum bleibt ein Problem. Nürnberg ist da leider ganz oben mit dabei, indem sie mutwillig zerstört werden.

Auch der leichtsinnige Umgang mit den Rollern im Straßenverkehr ist eine ernstzunehmende Gefahr für alle Beteiligten. Dabei wird der Zweck der Roller, Autos zu ersetzen und so die Städte von CO2-Emissionen und Klimaschäden zu entlasten, kaum erfüllt. Die Hauptnutzergruppe der E-Scooter bleiben Spaßfahrer.

Dass einige vermutlich auch die strenge Promillegrenze bei ihrer Rollerfahrt missachten, ist ein Argument mehr für meine ablehnende Haltung gegenüber diesem Hype.

Was bleibt, sind natürlich all diejenigen, deren Fahrtwege tatsächlich durch die E-Scooter erleichtert werden können. Für diese werden auch weiterhin eifrige Startups Ideen entwickeln, ihre Roller unter dem Umweltaspekt auf den Markt zu bringen. Dass es Jahre dauert, bis ein solches Unternehmen – wenn überhaupt – schwarze Zahlen schreibt, demotiviert hier nur wenige.

Nürnberg hat den Hype jedenfalls definitiv nicht nötig.