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StadtDie Sage über das Nürnberger Heilig-Geist-Spital

Wenn du von der Lorenzkirche über die Museumsbrücke in Richtung Rathaus läufst, zieht ein altes historische Gebäude so einige Blicke auf sich: das Heilig-Geist-Spital. In Nürnberg erzählen wir uns über dessen Entstehung eine ganz besondere Sage, welche du bestimmt noch nicht kennst!

Doch zunächst noch ein paar kurze Fakten: Das Spital bildete die größte soziale Einrichtung im Mittelalter. Eigentlich war es eine Einrichtung für alte und hilfsbedürftige Menschen, stellte jedoch auch 100 Betten für Kranke zur Verfügung. Stifter der Einrichtung war Konrad Groß, ein schwerreicher Kaufmann, welcher einer wohlhabenden Familie der Nürnberger Oberschicht entstammte.

Das Spital wurde 1339 als ein sogenanntes Siechenhaus gebaut. Siechenhäuser dienten im Mittelalter als letzte Station im Leben von Menschen. Wie in allen mittelalterlichen Städten wurden Häuser wie diese dem Heiligen Geist gewidmet. Dieser Fakt erklärt natürlich auch den Namen des Heilig-Geist-Spitals.

Die Sage des grindigen Heinz’

Über die Entstehung des Heilig-Geist-Spitals sowie über die Familie Groß erzählen sich die Nürnberger eine ganz besondere Sage. Nach dieser hatte Heinrich Groß, der Vater von Konrad, jahrelang mit einem hartnäckigen und unschönen Ausschlag im Gesicht zu kämpfen. Heinrich ließ sich damit nur ungern in den Gassen von Nürnberg blicken, wurde ausgeschlossen und bekam den Spitznamen “der grindige Heinz”. Familie Groß wohnte im Plobenhof (an der heutigen Museumsbrücke). Hinter ihrem Haus befand sich ein schöner großer und grüner Garten, in welchem sich der grindige Heinz größtenteils aufhielt und arbeitete. In einem Sommer des Jahres 1320 legte sich Heinz nach einem anstrengenden Tag voller jäten und graben unter einer großen Linde schlafen. Er träumte von einem großen Schatz, welcher er bei seiner Gartenarbeit zufällig fand. Da er im Traum kein Werkzeug bei sich hatte, streute er große Lindenblätter aus, um die Stelle wiederfinden zu können. 

Als Heinrich schließlich aufwachte, ließ ihn der Traum nicht mehr los. Er lief nachdenklich in dem Garten auf und ab, bis er schließlich auf eine Stelle ausgelegt mit Lindenblättern traf. Er grub und grub und es dauerte nicht lange, bis er schließlich auf eine große schwere Truhe stieß. Ehe Heinrich die Truhe öffnete, lobte er den Schatz den Armen. In der schweren Truhe befanden sich Unmengen von Gold- und Silbermünzen sowie prächtige Kleinodien. 

Der grindige Heinz machte sein Versprechen wahr und holte sich vom Nürnberger Stadtrat die Erlaubnis ein, den Schatz für die Gründung eines Spitals zu verwenden. Schnell merkte er, dass der von ihm vorgesehene Baugrund für so ein großes Gebäude nicht ausreichend Platz bot und über den Fluss hinweg erweitert werden musste. So wölbten sich bald große Tore über die Pegnitz, durch welche der Fluss in zwei Armen fließen konnte. 

Für seine gutmütige Tat sollte Heinz bald belohnt werden. Unter den alten Frauen, die in das Spital aufgenommen wurden, befand sich eine ganz besondere Dame, welche von Krankheit und Gesundheit eine Menge verstand. Sie gab Heinz eine Salbe und heilte den Ausschlag, der zuvor jeder Arzt so kläglich versagen ließ. 

Für Heinrich begann ein neues Leben. Er fing an, wieder auf die Straßen zu gehen, suchte Gesellschaft, Freunde und wurde bald in den Rat der Stadt gewählt. Von einem neuen Freund, Ludwig der Bayer, erhielt seine Familie ein Wappen. Das Wappen zieren 13 Lindenblätter auf einem Hügel. 

Wie es bei Sagen so ist, werden verschiedene Geschichten über die Entstehung des Heilig-Geist-Spital erzählt. Was dabei der Wahrheit entspricht und was über die Jahre hinweg durch den Volksmund hinzugedichtet wurde – das wissen wohl nur die Zeitzeugen selbst.

Heilig-Geist-Spital aus westlicher Richtung

Konrad Groß als der Stifter

Heute gilt jedoch Konrad Groß als der Stifter des Spitals. Eine alte Urkunde beweist die offizielle Gründung des Spitals am 13. März 1339, versiegelt und bestätigt von dem Bamberger Bischof Leupold II. und dem Pfarrer von St. Sebald. 1356 verstarb Konrad Groß und wurde in der zur Stiftung gehörenden Heilig-Geist-Kirche beigesetzt.

Wie so viele historische Gebäude fiel auch das Heilig-Geist-Spital sowie die Kirche der Zerstörung des zweiten Weltkrieges zum Opfer und wurde teilweise bis auf die Grundmauern zerstört. 1950 wurde schließlich mit dem Wiederaufbau begonnen.

Heute wird das Heilig-Geist-Spital als Seniorenwohnheim unter Leitung des Nürnbergstifts genutzt.

Das Mittelalter mit all seinen Sagen und Mythen bleibt eine spannende Epoche. Nürnberg erinnert mit all seinen alten faszinierenden Gebäuden besonders an diese Zeit zurück. Auch wenn nicht alle Geschichten der Wahrheit entsprechen, erzählen wir sie uns doch immer gerne, wenn wir auf einen dieser Orte treffen. Wer weiß, vielleicht gab es den grindigen Heinz ja doch?