InterviewDer „Eiserne Franke“ Bernhard Nuss: Sport, Inklusion und Dankbarkeit
Vom unsportlichen Vertriebler zum „Eisernen Franken“ – nach einer Nahtoderfahrung entdeckte Bernhard Nuss den Sport für sich und stellte mit 66 Langdistanz-Triathlon-Wettbewerben in einem Jahr einen Weltrekord auf. Doch seine Mission geht weit über persönliche Erfolge hinaus: Er setzt sich leidenschaftlich für Inklusionssport ein, begleitet Menschen mit Down-Syndrom auf Lauf- und Triathlonstrecken und unterstützt sozial Benachteiligte durch Bewegung. Mit 64 Jahren ist er noch lange nicht am Ziel – neue Herausforderungen und Projekte stehen bereits in den Startlöchern.
Bernhard Nuss wird auch der „Eiserne Franke“ genannt.
Wie stehst du zu Nürnberg?
Geboren in Unterfranken, zog ich Mitte der 80er Jahre nach Nürnberg. Alles, was die Stadt bietet, gefiel mir sofort. Ich habe diesen Schritt nie bereut und fühle mich tief mit Nürnberg und Franken verbunden.
Was zeichnet Nürnberg für dich aus?
Nürnberg ist eine weltoffene Großstadt mit reicher Geschichte. Der Sport ist hier fest verankert. Die großen Parks der Stadt laden zum Bewegen ein. Ob Wöhrder See, Dutzendteich oder Marienberg – ich bin überall mit Kunden und Gruppen unterwegs.
Wann bist du begeisterter Sportler geworden?
Bis zu meinem 40. Lebensjahr war ich völlig unsportlich. Meine Nahtoderfahrung Anfang der 90er und ein Burnout 2001 entschleunigten mich als erfolgreichen Vertriebler. Nach einer Fahrradtour mit meiner Frau machte es „Klick“. Mit kleinen Schritten und ersten Laufwettkämpfen kam ich zum Triathlon. Auch hier habe ich klein angefangen und erreichte 2012 meinen ersten Ironman. Doch das war erst der Anfang: 2015 absolvierte ich meinen ersten doppelten Ultratriathlon, 2016 einen dreifachen, 2017 einen fünffachen und schließlich 2018 einen zehnfachen Ultratriathlon. Das brachte mir auch den Namen „Eiserner Franke“ ein und ich habe erkannt, dass ich noch lange nicht am Ziel angekommen war.
Welche Meilensteine hast du bislang erreicht?
2019 krönte ich meine Karriere mit einem Weltrekord: 66 Ultratriathlon-Wettkämpfe in einem Jahr. In den folgenden Jahren durchschwamm ich mehrfach den Bosporus, absolvierte 2021 meine 100. Langdistanz und unternahm 2022/23 Umweltaktionen von Nürnberg bis Gibraltar und zurück. Seit letztem Jahr habe ich den Kilimanjaro im Visier und begleite seit August 2024 Menschen, die diesen Berg als Lebenstraum erklimmen wollen.
Wie bist du zum Förderer von Inklusionssport geworden? Was ist hierbei wichtig?
Seit 2010 trainiere ich sportlich Menschen mit Down-Syndrom und nehme mit ihnen an zahlreichen Laufveranstaltungen, sogar bis hin zu Triathlons, teil. Im Januar dieses Jahres bestieg Constantin Thiel, ein Mensch mit Down-Syndrom, mit mir den Kilimanjaro. Hier ist mein Leitspruch: „Geht nicht, gibt’s nicht“. Man traut das vielen Menschen einfach nicht zu. In meinem Verein „Never Walk Alone Nürnberg e.V.“ wurde und wird die Inklusion immer einen hohen Stellenwert haben.
Wie können sich die Menschen in der Region für Inklusion stark machen?
Inklusion bedeutet für mich mehr als Sport mit Menschen mit Beeinträchtigung. Seit letztem Jahr setze ich mich auch für Menschen am Rand der Gesellschaft ein, etwa in der Straßenambulanz „Franz von Assisi“. Jeder kann helfen – einfach tun, ist hier mein Motto. Es ist einfach, aber viele denken, es sei kompliziert. Engagement kostet Geld, und hier wird es oft schwierig. Anträge sind kompliziert, daher arbeite ich von Anfang an mit Sponsoren zusammen. Wichtig ist, mögliche vorhandene Vorurteile abzulegen, denn eines habe ich bei all meinem Engagement gelernt, die Dankbarkeit für mein Tun ist groß und sehr herzlich.
Gibt es noch etwas, dass dir besonders am Herzen liegt?
Mit meinen 64 Jahren fühle ich mich noch nicht zum „alten Eisen“ gehörend. Ich war immer bekannt dafür, mit neuen Ideen etwas auf die Beine zu stellen. Vielleicht gibt es sogar in naher Zukunft etwas zu berichten. Die Pläne dazu kennen „Insider“ bereits. Meine Lebenserfahrung und meinen Erfolg gebe ich in Zukunft als ausgebildeter PQS-Trainer (Personality Qualification System) weiter. Am 08.05.25 findet im Südwestpark hierzu eine Popup-Veranstaltung statt.