Interview„Alles kann Kunst sein“: Ein Gespräch mit Designer Manolis Kotsiaridis
Im Pop-Up-Store von ArtAble im Karl August Market trifft nachhaltige Vintage-Mode auf lokale Kunst und kreatives Design. Entstanden ist ein einzigartiges Einkaufs- und Ausstellungserlebnis mitten in Nürnberg, das noch bis zum 31. März zum Entdecken und Shoppen einlädt. Im Interview mit deinNämberch verrät ArtAble Mitbegründer Manolis, wie er und seine Kollegen Mode, Kunst und Community verknüpfen. (Foto oben: LebenGutAgentur)
Manolis Kotsiaridis beschäftigt sich seit knapp zehn Jahren mit den Themen Mode und Design.
Was ist deine Verbindung zu Nürnberg?
Ich bin 2002 in Nürnberg geboren und aufgewachsen, was mich die Vor- und Nachteile der Stadt hat kennenlernen lassen. Mein Vater stammt gebürtig aus Griechenland, was mir den Kontrast zwischen der doch eher kalten, fränkischen Metropole und der warmen Heimat aufgezeigt hat. Ich habe jedoch schon früh das Potenzial Nürnbergs erkannt und wertgeschätzt, hier auf viele gleichgesinnte kreative Leute zu stoßen. Hier ist nicht nur der Großteil meiner Familie und Freunde ansässig, sondern auch meine emotionale Heimat.
Wann hast du Angelos Archive gegründet und was fasziniert dich besonders am Vintage-Design?
Ich habe mich bereits mit 14 Jahren intensiv mit Mode und Vintage befasst. 2021 entschloss ich mich jedoch das Ganze in Form einer Holding und der Firma Angelos Archive spruchreif zu machen. Nach einer langen Gründungsphase lief der Verkauf Ende 2022 an, wobei für mich immer der lokale Verkauf in Form von Pop-Up-Events im Vordergrund stand.
Ich bin der Meinung, dass in der Vergangenheit die Zukunft liegt. Kleidung wurde in den vergangenen Dekaden mit weitaus mehr Anspruch an Qualität konzipiert, als es jetzt der Fall ist. Dies sollte mehr Wertschätzung finden und den Stücken eine zweite Chance gegeben werden, anstatt sich immer nur nach dem neuesten Statussymbol umzuschauen. Vintage Kleidung ist außerdem ein Ausdruck von Individualität, da jedes Stück so nicht mehr hergestellt wird und die Wahrscheinlichkeit gering ist, jemandem auf der Straße mit dem gleichen Kleidungsstück über den Weg zu laufen.
Aus dieser Philosophie ist gemeinsam mit Leonhard Braun von Oneof1akind und Binh Nguyen von Cream das Konzept „ArtAble“ entstanden. Alles kann Kunst sein, du musst nur die richtige Perspektive finden… Unser Ansatz mit diesem Konzept ist es, den Leuten ein Sortiment aufzuzeigen, welches sich nicht nur auf Mode beschränkt, sondern den Begriff Einzelhandel neu definiert. Der Kundschaft langt es in der heutigen Zeit nicht mehr, in die Innenstadt zu gehen, um zweckgebunden zu shoppen – es muss ein Erlebnis kreiert werden. Das versuchen wir nicht nur durch gute Beratung, Events, Drinks und Musik zu schaffen, sondern auch durch unser Sortiment. Alles in unserem Laden ist verkäuflich, von lokaler Kunst über Interior und Blumen bis hin zum Mülleimer.
Binh Nguyen, Leonhard Braun und Manolis Kotsiaridis (v.l.n.r.) im ArtAble-PopUp im Karl August Market.Der ArtAble-PopUp im Nürnberger Quartier Augustinerhof lädt noch bis zum 31. März zum Shoppen ein.
Was bedeutet es für euch im Karl August Market in Nürnberg auszustellen?
Es ist uns eine große Ehre und einzigartige Möglichkeit, in der Innenstadt Nürnbergs den Passanten unser innovatives Store-Konzept zeigen zu dürfen. Wir arbeiten im Monat März mit über 20 lokalen Unternehmen zusammen, um unserer Kundschaft ein einmaliges und breit gefasstes Shopping-Erlebnis präsentieren zu können. Dabei ist es unser Anliegen vor allem kleineren Künstlern und Ausstellern die Möglichkeit zu geben und eine Fläche zu bieten, um sich und ihre Ware oder Kunst präsentieren zu können. Die Synergien und Projekte, die dadurch entstehen, und der Think-Tank der dadurch stattfindet ist unbeschreiblich. Wir hoffen sehr in Zukunft mehr Flächen in der Nürnberger Innenstadt nutzen zu können, um diesen kreativen Diskurs stattfinden zu lassen.
Gibt es besondere Stücke, die du dort präsentieren wirst?
Mir persönlich, stechen vor allem die Kunstwerke des südafrikanischen Künstlers Vincent de Beer ins Auge. Die Kunstsprache ist sehr außergewöhnlich und lässt einen minutenlang vor den Werken erstarren. Die Sweatshirts, welche wir aus 100% griechischer Bio-Baumwolle und einem selbstgefertigten Siebdruck und Stick kreiert haben, sind ebenfalls einen Besuch in unserer Boutique wert.
Hast du eine besondere Designphilosophie oder ein Lieblingsstück, das deine Arbeit besonders repräsentiert?
Unsere Philosophie ist es, in jedem Design Stück eine gewisse Ästhetik entdecken zu können. Dabei spielt bei unserem diesjährigen Konzept Minimalismus und Chrom eine große Rolle.
Wie beeinflussen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft deine Arbeit im Vintage-Design?
Ich bin der Meinung, dass der Fast Fashion Trend einen falschen Hedonismus der Menschen hervorruft. Freude am Konsum zu haben ist nichts Verwerfliches, jedoch muss dabei Qualität vor Quantität das Maß sein. Es ist wichtig, seine Kaufentscheidung nach langfristigem Glück und nicht der kurzzeitigen Befriedigung eines Bedürfnisses auszulegen.
Wir arbeiten mit einem nachhaltigen Kreislauf, in dem wir getragener Kleidung eine zweite Chance geben. Alte Stücke, welche so nicht mehr zum Verkauf angeboten werden können, werden von Leo und Binh durch Upcycling in etwas neues verwandelt, was seine Wurzeln in der Vergangenheit hat, aber eine Designsprache der Zukunft spricht.